18.09.2020 - 20.09.2020,  Klagenfurt

Es ist nie zu spät für eine heile Kindheit - Systemische körperorientierte Psychotherapie nach Missbrauch und Trauma (Pesso Methode)


  • Referent/in: Dipl. Psych. Barbara Fischer-Bartelmann, M.A.
  • Dauer: Freitag: 15:00-20:30 Samstag: 09:00-17:00 Sonntag: 09:00-13:30
  • Ort: Bildungshaus Schloss Krastowitz, Gottscheerstraße, 9020 Klagenfurt
  • Kosten: Euro 485,00 (für Mitglieder Euro 440,00)
  • Einheiten: 20
  • Fortbildungspunkte: BÖP: 20 Arbeitseinheiten ÖBVP: 20 Arbeitseinheiten

Inhalt

Wie kann man mangelnde Bindungserfahrungen oder Entwicklungstraumata auflösen, die ihre Wurzeln ja meist in der präverbalen, oft sogar pränatalen Zeit haben? Wie lassen sich die Folgen von Trauma auflösen, die ihrem Wesen (und den beteiligten Gehirnstrukturen) nach ja ebenfalls körperlich sind und nur eingeschränkt sprachlich und willentlich zugänglich?

Bessel van der Kolk betont in "Verkörperter Schrecken": Das kann nur dann in der nötigen Tiefe geschehen, wenn wir auch in der Therapie in diejenigen Formen der Erfahrungen eintauchen, die den Ursachen entsprechen:
- non- und paraverbale Kommunikation
- psychophysiologische Emotions-Regulation und körperliche Integrität
- Körperkontakt und Berührungsqualität.

Darum empfiehlt er u.a. die Pesso-Therapie. Darin können KlientInnen mit Hilfe der „Akkomodation“ durch Rollenspieler genau diejenigen Interaktionen erleben, die in den prägenden Lebenssituationen richtig und nötig gewesen wären. Sie können in Berührung kommen mit den ursprünglichen gesunden Bindungs- und Sicherheits-Bedürfnissen. Sie erschaffen auf sichere und kontrollierte Weise individuelle heilende Szenen, die sie sich intensiv "einverleiben" können.

Diese alternativen positiven Erfahrungen können als „synthetische Erinnerungen“ in genau demjenigen Entwicklungskontext in der Vergangenheit verankert werden, wo ursprünglich Verletzungen geschehen sind. So können sie die gleiche Breitenwirkung entfalten wie die ursprünglichen Traumata und eine tiefgehende Heilungserfahrung ist möglich. Statt durch die ursprünglichen Wunden und Bewältigungsmechanismen kann das Erleben und Handeln im Jetzt geprägt werden durch das intensive Erleben eines gesunden und integrierten Selbst, wie es sich „im besten Fall“ hätte bilden können.

Inhalte:
Grundgedanken der Pesso-Therapie:
- Möglichkeitssphäre, Wahres Selbst, Form-Passform
- Körper als Informationsquelle, Embodiment (Erinnerung/Heilung)
- bottom-up Ansätze der Trauma-Arbeit, Polyvagal-Theorie

Pesso-Therapie und Aspekte der Arbeit mit Trauma:
- Pilot (Selbststeuerung, Bewusstsein, therapeutische Allianz)
- Containment (Vermeidung von Retraumatisierung und Überflutung)
- Schutz und Empowerment (Selbstwirksamkeit, internale Kontrollüberzeugung)
- Limitierung von Auto-/Aggression und Reviktimisierung
- Verschränkung der Opferrolle mit Grundbedürfnissen, Fragen der Identität

Vertiefungstag am Sonntag:
Transgenerationale Aspekte von Trauma
Welche Rolle spielt Trauma und die Weitergabe von Trauma im Kontext des Familiensystems? Wie kann man mit den Mitteln der Pesso-Therapie (genauer gesagt mit den Techniken zur Reparatur von Löchern im Rollengefüge der Familie) und mit transgenerationalen Aspekten von Trauma arbeiten?

Inhalte (je nach Interessenlage der Teilnehmenden):
- Entwicklungstrauma und komplexes Trauma
- Transgenerationale Weitergabe: Opfer – Retter – Täter
- Schuld und Sühne
- Kriegskinder, Kriegsenkel
- Stieffamilien und Alleinerziehende
- Sprachlosigkeit und Familiengeheimnisse
- Survivors‘ Guilt und die Unfähigkeit, Heilung anzunehmen
- Versöhnung und Ent-Bindung

Methoden:
- Theoretische Einführung
- Live-Demonstrationen
- Übungen und Selbsterfahrung in Kleingruppen
- Fallbeispiele und Rollenspiel





Veranstaltungsnr.: 2329


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