Dauer: 09.03.21 und 27.04.2021 jeweils - Dienstag: 15:00 - 19:00
Ort: Online, Zoom
Kosten: Euro 225,00 (für Mitglieder Euro 180,00)
Einheiten: 10
Fortbildungspunkte: BÖP: 8
Inhalt
Teil 1 - Einführung in die Psychologie der internetbezogenen Störungen
Im Seminar wird ein Überblick über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Entstehung, Verbreitung und Diagnostik von internetbezogenen Störungen gegeben. Hierbei wird auf neurobiologische Studienergebnisse ebenso wie auf Studien aus dem Kindes- und Jugend-, und Erwachsenenalter eigegangen, um potenzielle Risikofaktoren für die Entstehung internetbezogener Störungen zu vermitteln. Kürzlich veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass die neue Diagnose Gaming Disorder (Computerspielsucht) unter dem Kapitel Suchterkrankungen Disorders due to addictive behaviours im kommenden ICD-11 eingeführt wird. Diese Veränderung reflektiert die Wichtigkeit, sich mit medienassoziierten Störungen (internetbezogenen Störungen) klinisch und auf der Ebene der Forschung auseinanderzusetzen. Zudem soll eine Kategorie Hazardous Gaming, also riskantes Computerspielverhalten unter dem Cluster Factors associated with health behaviours eingeführt werden.
Teil 2 - Vertiefung in die Behandlungsansätze bei spezifischen internetbezogenen Störungen
Im Seminar wird ein verhaltenstherapeutisch orientiertes Gruppentherapieprogramm praxisorientiert unter Zuhilfenahme von videodokumentierten Fallbeispielen vorgestellt werden. In der ersten Phase der Therapie werden die Mechanismen und das eigene Nutzungsverhalten der Patienten genau analysiert. Dies erfolgt u.a. mit Hilfe von Nutzungsprotokollen und Anleitungen zur Selbstreflektion. Zur Therapie gehört das Erlernen der Abstinenz gegenüber dem problematischen Nutzungsverhalten, dabei werden Suchtkreisläufe sowie automatisierte Handlungen unterbrochen, um den immer wiederkehrenden Drang nach der Internetnutzung zu stoppen. Zu Ende der Therapie werden Strategien für den Alltag beim Umgang mit Stresssituationen sowie zur kontrollierten Nutzung von PC und Internet vermittelt und im Rahmen eines rückfallprophylaktischen Themenblocks trainiert. Im Rahmen einer DFG-geförderten multizentrischen, randomisiert kontrollierten klinischen Studie (RCT, Short-term Treatment of Internet and Computer game Addiction, STICA) wurden 144 Patienten zwischen 17 und 55 Jahren mit Computerspiel- und Internetsucht mit dem Ziel die Wirksamkeit der Intervention zu überprüfen, in vier Zentren in Deutschland und Österreich behandelt.
- Diplom in Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Danach praktische Tätigkeiten in der damaligen Landesklinik Teupitz (Brandenburg) und an der Charite-Universitätsmedizin Berlin
- Seit 2008 Psychologische Leitung der Ambulanz für Spielsucht an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
- In der Ambulanz für Spielsucht werden seit 2008 unter seiner Leitung Patientinnen und Patienten mit Glücksspielsucht und internetbezogenen Störungen (Computerspiel- und Internetsüchtige) mit einem in Mainz entwickeltem Therapiekonzept behandelt.
- 2011 Promotion zum Dr. sc. hum. (Bewertung: summa cum laude) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. - Von 2016 bis 2017 für drei Semester Vertretungsprofessur für Medizinische Psychologie an der Universitätsmedizin Mainz.
- In 2019 war er Präsident des Deutschen Suchtkongresses.
- Im gleichen Jahr Veröffentlichung einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) zur Wirksamkeitsüberprüfung von Psychotherapie in der renommierten Fachzeitschrift JAMA Psychiatry.
- Aktuell arbeitet er an der Entwicklung der S1-Leitlinie der AWMF für "Internetbezogene Störungen" und in der transregionalen DFG-Forschergruppe "ACSID" mit.