10.05.2022 - 10.05.2022,  Online

Schatten - WEBINAR

Modul 2


  • Referent/in: Mag. Dr. Reinhard Skolek
  • Dauer: 16:00 - 19:15 Uhr
  • Ort: Online, Zoom
  • Kosten: Euro 150,00 (für Mitglieder Euro 110,00)
  • Einheiten: 4
  • Fortbildungspunkte: BÖP: 4 Fortbildungseinheiten
    ÖBVP: wird immer im Nachhinein eingereicht

Inhalt

Mit unserem Wertesystem (dem unserer Familien, unserer Kultur..) nicht vereinbare Eigenschaften oder Persönlichkeitsanteile können aus unserem Bewusstsein verbannt werden. Wir verbergen sie nicht nur vor den Anderen sondern möglicherweise unwissentlich auch vor uns selbst. Unsere unbewussten Persönlichkeitsanteile werden von uns als"Nicht-Ich", als fremd wahrgenommen und können oft nur in einem analytischen Selbsterfahrungsprozess als zu uns gehörend erkannt und erlebt werden.

"Verachtetes, als minderwertig, böse oder unmoralisch Abgelehntes", das wir nicht leben dürfen, das wir nicht einmal denken, fühlen oder phantasieren wollen (aus Angst oder weil wir uns dafür schämen), nennt Jung den SCHATTEN. So führen oft aggressive oder sexuelle Persönlichkeitsanteile ein Schattendasein im Unbewußten, ebenso "negative" Emotionen wie Neid, Gier, Eifersucht und Angst sowie gesellschaftlich unerwünschte Eigenschaften wie Faulheit, Unaufrichtigkeit und Intoleranz usw.. Solange diese Anteile unbewusst sind, werden sie auf andere Menschen projiziert und ausschließlich an diesen wahrgenommen, verurteilt, bekämpft. So können Andere im (negativen Sinn) verkannt und missverstanden werden. In Komplexen gespeicherte Erfahrungen können uns die Sicht auf die Realität verstellen und unserem unvoreingenommenen Umgang mit Anderen im Weg stehen. Nicht in das Bewusstsein integrierte Schattenanteile spielen eine wichtige Rolle bei Vorurteilen, Feindbildern und Intoleranz. Der Schatten kann auf Einzelmenschen aber auch auf Gruppen (Arbeitslose, politische Parteien, Minderheiten) oder ganze Völker projiziert werden. Sehr oft sind diese Projektionen mit Neid verbunden, der leider allzu oft in politischer Polemik eingesetzt wird. Die Integration des Schattens ist unbedingte Voraussetzung für tatsächliche und nicht nur von Kirche oder Politik verordnete ( religiöse oder ideologische ) Toleranz. Der unbewusste gebliebene Schatten kann auch im Spiel sein, wenn man Schuld nie bei sich selbst, sondern immer nur beim Anderen sucht und vermeintlich dort auch findet ("Sündenböcke").

Redewendungen wie "So wie der Schelm denkt, so ist er" oder "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen" oder "Wer wirft den ersten Stein?" oder "Man soll zuerst vor der eigenen Haustüre kehren" geben Zeugnis von dieser Volksweisheit/diesem Wissen, haben aber leider noch kaum Jemanden wirklich geholfen.

Folgende Schattenthemen werden in diesem Webinar behandelt:
-Schattenträume. Vorstellung der Traumserie eines Analysanden mit einer massiven Schattenproblematik.
-Kain und Abel, der gute und der schlechte Sohn
-Beispiele von Schatten-Themen in der Kunst: Faust und Mephisto in Goethes Faust, Danton und Robespierre in Büchners "Dantons Tod", Hader und Dorfer im Film "Indien", Arthur Millers "Hexenjagd" usw.
-Schatten und Moral: Das Ausleben des Schattens.
-Schatten, echte und unechte Toleranz.
-Schatten in der Politik.
-Der/die moralisierende Psychotherapeut:in: Du sollst nicht moralisieren! Das Wertesystem der Psychotherapeutin/des Psychotherapeuten und die Notwendigkeit der Reflexion in der Lehrtherapie.
-Notwendige Voraussetzungen zur Lösung von Schattenproblemen: Die Bewusstmachung von Projektionen durch Analyse und Deutung allein wird nicht zur Integration des Schattens führen können. Es erfordert den Schutz und die verständnisvolle Haltung des Therapeuten bzw. Therapeutin, damit der Patient / die Patientin die beschämenden oder Angst machenden Schattenphantasien und - Impulse zulassen kann. Zunächst muss sie der Therapeut / die Therapeutin bei sich selbst zulassen und aushalten, sie bearbeiten, "vorverdauen", bis sie auch für den Patienten bzw. die Patientin verdaubar geworden sind, damit sie letzten Endes aufgelöst oder in eine lebbare Form gebracht werden können.



Veranstaltungsnr.: 2774


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