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Für viele Menschen, die massive Traumata (z.B. sexuelle oder andere Gewalterfahrungen) erleiden mussten, bewirkt dies einen solch ungeheuren Einbruch in ihr vorheriges Lebensgefühl, dass das traumatische Geschehen fast alle anderen Erlebnisse übermächtig despotisch überlagert und über lange Jahre ihr Erleben in oft schrecklich überflutender Weise bestimmt (z.B. durch "flash-backs", heftige Depressionen, Erleben von Entfremdung, Dissoziation und Ohnmacht, Tendenzen zur Selbstverletzung, Empfindungen tiefster Wertlosigkeit).
Hypnosystemisch lässt sich solches Erleben als "Tunnelvisions-Trance" beschreiben, bei der Amnesie im System für die eigenen Kompetenzen und eine extrem eingeengte Bewusstseinslage entsteht. Das Erleben eigener Gestaltungsfähigkeit ist oft völlig abhanden gekommen, die als Problem erlebten Impulsprozesse werden wie eine überwältigende fremde, "böse" Macht erlebt.
Dennoch lässt sich (oft sogar sehr schnell) zeigen und den leidenden Klient:innen erlebnisnah vermitteln, dass gerade sie in der Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Erleben außerordentlich viele sehr wichtige Kompetenzen entwickelt haben. Wer solch schlimme Traumatisierungen überlebt hat (körperlich und psychisch), muss dafür enorme Stärke und höchst wertvolle Strategien des Umgangs mit schweren Belastungen entwickelt haben. Gerade diese Kompetenzen können genutzt werden für eine gesunde und konstruktive Lebensgestaltung der Klient:innen.
Im Seminar wird vermittelt:
wie man sogar die oft heftigen Eskalationsmuster während der "Problem-Trance" trotzdem gut für kooperatives Pacing nutzen und sogar solche kritischen Grenzerfahrungen utilisieren kann als Leitlinien für gesunde Entwicklungen. Dabei stellt sich den Therapeut:innen die kontinuierliche Aufgabe, behutsame und dabei intensive Empathie für die Seite des Leids zu üben und dabei fast gleichzeitig wirksame Fokussierungen auf die hilfreichen Kompetenzmuster anzubieten. Dies erscheint gerade in diesem Bereich als enorme Herausforderung, da sowohl die Klient:innen als auch die Helfersysteme sehr schnell zu "Entweder- oder- Mustern" im Denken und Handeln neigen. Gezeigt wird hier die Alternative "dialektische hypnosystemische Strategien sowohl für ambulante als auch stationäre settings".
Es wird auch gezeigt, wie mit spezifischen hypnosystemischen Interventionen z.B. Misstrauen und affektive Spaltungstendenzen der Klient:innen als Ressource für zieldienliche Kooperation wertschätzend genutzt werden kann und wie Arbeit mit der Mehrgenerationenperspektive zu Sinnentwicklung, Kontenausgleich und erfüllender Zukunftsperspektive beitragen kann.
Weiter werden hilfreiche Interventionen gezeigt, die eine erfolgreiche Arbeit ermöglichen auch mit Klient:innen, die anderswo das Etikett sogenannter "autotdestruktiver Borderline-Persönlichkeit" etc. erworben haben, ebenso, wie Therapeut:innen in solchen Situationen sehr gut für sich sorgen können (optimale Therapeut:innen-Trance) und eine effektive Balance für ihre widersprüchlichen Rollen (z.B.Therapeut:in vs. soziale:r Kontrolleur:in) entwickeln können (Tanz mit der eigenen Multiplizität). Vermittelt wird auch wie hypnosystemische Interventionen gut kombiniert werden können mit anderen Traumatherapie-Verfahren wie z.B. EMDR und Klopftechniken.
Methodik:
Theorie, Demonstrations-Interviews, Übungen in Plenum und Kleingruppen, auf Wunsch auch Live-Interviews mit Teilnehmer:innen).
Schlüsselworte
Trauma, Hypnosystemisches Arbeiten, Problemtrance, Gewalterfahrungen, Persönlichkeitsstörung
Veranstaltungsnr.: 3241